Gespräch mit einem Löwen

Bildergespräch

Meine Aufteilung – frei Hand – hat nicht genug Platz gelassen für die Länge der Schnauze. Mist!
Meinst du, ich passe in die Normen, Klischees und Schönheitsideale von Menschen? Jeder ist einmalig! Erst recht ich!! Oder? Es kommt doch auf´s Herz an …
Okay, lassen… … male weiter

Man, die Furchen sind zu dunkel, die sehen zu tief aus.
Bei dem, was ich täglich fühle … Glaub mir, wenn alle meine Gefühle im Gesicht ausgedrückt werden müssten, wäre es nicht zu ertragen mich anzusehen.
Das ist echt überwältigend
… mache mich an die Augen

Hm, je länger ich die Augen ansehe … sie gucken immer anders. Was will ich denn?
Willst du mich so, wie ICH BIN oder wie DU mich haben WILLST? Bei dem, was ich alles sehe in der Welt, wechselt bei mir Schmerz in Sehnsucht Freude in Mitleid Langmut in Güte Zorn in Gnade Verzweiflung in Tatendrang
Ok, ok, ok … male die Mähne

Jetzt hast Du zwar einen Scheitel, aber keine Ohren …
Müssen Ohren, die selbst stumme Schreie hören, zu sehen sein? Es kommt auf die richtige Einstellung an, nicht auf die Größe.
Dann keine Ohren, die kann ich eh nicht gut malen… Oh, der Bart ist viel zu weiß …
Warum? Ich bin, der ich bin, ich war der Erste und ich werde immer sein. Wie alt sieht so jemand aus?
Recht hast Du. Soll ich Dir den Bart länger machen?
Nein, aber die Mähne male schön und lang. Ich warte als Bräutigam, stolz und erhaben.

Es ist eine wahre Geschichte. So wie ich es hier erzähle, hat der Dialog stattgefunden. Davon tief bewegt, verleihe ich das Bild gerne, kann es aber nicht verkaufen. Eine Besucherin der ersten Ausstellung erklärte mir: „Wenn ich nicht wüsste: ich sehe einen Löwen, könnte ich glauben, ich sehe einen Menschen.“ Es wäre schön, wenn noch viele Bilder und Eindrücke dieser Art entstehen würden.